Unser Guide an jenem Tag war Inge.
Inge, war ursprünglich Schwäbin und ist vor 30 Jahren nach
Island ausgewandert. Ihre Geschichte fängt damit an, dass Sie
bei Ihrer Nachbarin zum Kaffee eingeladen wurde.
Sie fuhr die knappen 100km zur Farm und fand sich auf Nachbars-Terrasse wieder und genoß den Ausblick auf Landschaft, Weite und Freiheit Ihrer neuen Wahlheimat. Pferdeherde im Vordergrund inklusive.
Die beiden waren gerade so dabei über Land und Leute zu reden,
(Island hat eine Einwohnerzahl so groß wie Karlsruhe und über 3/4 von Ihnen wohnen in Reykjavik – btw.)
als plötzlich irgendetwas die Pferdeherde in Aufruhr brachte und alle 50 Pferde entbrannten. Das einzige was noch zu sehen war, war Staub und Wolken.
Inge ließ die Kaffeetasse vor Schreck fallen, meinte nur:
“wir müssen die Pferde einfangen, sonst sind sie weg!“
Darauf hin die Nachbarin:
„Ich hol mal eine Lappen zum aufwischen!“.
Der Staub hat sich wieder gelegt. Inge hat hoffnungslos versucht die Nachbarin zu überzeugen etwas in dieser brenzlichen Situation zu tun. Man verlor schließlich gerade 50 Pferde.
Da meinte die Nachbarin:
„Ich hol dir mal einen frischen Kaffee!“.
Inge verstand die Welt nicht mehr, dachte nur daran, dass der guten Frau Ihre Pferde scheiß egal wären.
Die Situation hat sich wieder etwas beruhigt, die beiden wieder fröhlich am tratschen, inzwischen ist eine gute Stunde rum, aber Inge immer noch völlig aufgelöst von der Unverantwortlichkeit der Isländerin.
Da stand die gute Frau Nachbarin auf und meinte:
“So, Kaffee ist leer und nun können wir ja die Pferde einfangen gehen!“
Was lernen wir nun aus dieser Geschichte ?
Der deutsche, im speziellen wohl der Schwabe, versucht immer gleich eine Lösung parat zu haben. Er versucht immer alles gleich, sofort, schnell zu lösen. Handeln, handeln, handeln…
Die Isländerin wußte natürlich dass sie keine Angst um Ihre Pferde haben muss, denn es gab ja noch das Außengatter, dass etliche Kilometer um die Farm gebaut wurde und außerdem wusste Sie natürlich dass es sinnlos ist eine aufgebrachte Pferdeherde zu stoppen.
„Das machen wir später“ sagte Sie immerzu.
Diese Gelassenheit sollten Sich die Deutschen auch mal ab und an angewöhnen.
Man muss nicht immer alles gleich, sofort lösen und die Welt retten wollen…
Danke Inge.